Kelly Ronahan war eine kanadische Balletttänzerin, die in den frühen 2010er Jahren durch ihre Leidenschaft für das Tanzen und ihre Arbeit als Trainerin bekannt war, aber vor allem durch ihre mysteriöse Krankheitsgeschichte im Internet weltweite Aufmerksamkeit bekam. Sie berichtete ab 2014 öffentlich, dass sie an einer seltenen Bluterkrankung leide, die wöchentliche Bluttransfusionen notwendig machte. Dadurch erhielt sie große Unterstützung, viele Menschen spendeten Blut und verfolgten ihr Schicksal auf sozialen Netzwerken. Doch bald gab es Zweifel, da Ärzte und Beobachter nicht alle Symptome erklären konnten. Trotzdem teilte sie weiter Bilder und Videos von Krankenhausaufenthalten, Operationen und Schmerzen, was sie zu einer sehr bekannten, aber auch umstrittenen Figur in der Online-Welt machte.
Die ersten Jahre und ihre mysteriöse Krankheit
Im Jahr 2014 begann Kelly Ronahan mit regelmäßigen Posts über ihre angebliche Bluterkrankung, und schnell entwickelte sich eine riesige Unterstützergruppe, die sie bei Blutspendenaktionen begleitete. Anfangs schien ihre Geschichte echt und berührte viele Menschen, da sie über wöchentliche Transfusionen sprach und öffentlich ihre Dankbarkeit zeigte. Bis 2016 hatte sie über 90 Liter Blut erhalten, und lokale Medien stellten sie als Symbol für Hoffnung dar. Doch mit der Zeit traten Unstimmigkeiten auf: die genauen medizinischen Hintergründe wurden nie erklärt, und Ärzte äußerten leise Zweifel. Gleichzeitig berichtete Kelly über immer neue Beschwerden wie Krampfanfälle, starke Schmerzen oder plötzliche Infektionen, die schwer nachvollziehbar waren.
Zweifel, Krankenhausaufenthalte und wachsende Kritik
Ab 2016 wurde Kellys Geschichte komplizierter, denn immer öfter kam es zu Krankenhausaufenthalten wegen Infektionen, Abstoßungsreaktionen an Ports und nicht heilenden Wunden. Sie berichtete von Sepsis, von Myomen und Autoimmunproblemen, während Ärzte zunehmend skeptisch wurden. Manche Ärzte sollen sogar vermutet haben, dass ihre Symptome teilweise selbst herbeigeführt oder übertrieben waren, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Dies führte dazu, dass im Internet erste Diskussionen über das sogenannte „Münchhausen-Syndrom durch Internet“ aufkamen, eine Form von Störung, bei der Menschen Krankheiten vortäuschen oder verschlimmern, um Mitgefühl zu erhalten. Parallel dazu dokumentierte Kelly ihre Schmerzen und Operationen immer weiter in sozialen Medien, wodurch sowohl Mitleid als auch scharfe Kritik wuchsen.
Die dramatische Entwicklung bis zur Amputation
Zwischen 2018 und 2019 verschlechterte sich Kelly Ronahans Zustand drastisch. Ihre Beine zeigten offene Wunden, Blasen und nekrotisches Gewebe, das sich trotz zahlreicher Behandlungen nicht regenerierte. Ärzte versuchten Hauttransplantationen und verschiedene Therapien, doch die Verletzungen heilten nicht. In sozialen Medien tauchten gleichzeitig Vorwürfe auf, dass sie die Wunden möglicherweise selbst verursacht oder verschlimmert habe, etwa durch Manipulation der Hautstellen. Schließlich entschieden Ärzte, dass eine Amputation der einzige Ausweg sei, um ihr Leben zu retten, da die Infektionen zu gefährlich wurden. Dieser Schritt markierte den tragischen Höhepunkt ihrer Geschichte: die Tänzerin, die einst für Anmut und Bewegung stand, verlor beide Beine und zog sich danach zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück.
Reaktionen im Internet und auf Social Media
Die Amputation von Kelly Ronahan führte zu einer noch größeren Welle an Reaktionen im Internet, insbesondere auf Plattformen wie TikTok, Reddit und Instagram. Während viele Menschen tiefes Mitgefühl äußerten und sie als Opfer einer schweren Krankheit sahen, warfen andere ihr vor, bewusst Krankheiten vorgetäuscht zu haben, um Aufmerksamkeit und Unterstützung zu bekommen. Auf Reddit dokumentierten User jahrelang ihre Posts und entwickelten Theorien, dass ihre Probleme eher psychische Ursachen hätten. Podcasts und YouTube-Kanäle griffen ihre Geschichte als Beispiel für „Münchhausen durch Internet“ auf, und auch auf TikTok wurden Millionen von Videos mit ihrem Namen und Hashtags wie #KellyRonahan geteilt. Diese Mischung aus Mitgefühl und Misstrauen machte sie zu einer der bekanntesten, aber auch umstrittensten Figuren in der Welt der „Illness-Influencer“ Kurt Perez Blacklist.
Was wir aus der Geschichte lernen können
Der Fall Kelly Ronahan zeigt eindrücklich, wie stark die Verbindung zwischen Krankheit, öffentlicher Wahrnehmung und sozialen Medien sein kann. Einerseits kann das Teilen persönlicher Erfahrungen Solidarität, Spendenbereitschaft und Mitgefühl hervorrufen, andererseits kann es bei fehlender Klarheit oder widersprüchlichen Angaben zu Misstrauen, Vorwürfen und sogar öffentlicher Hetze führen. Unabhängig davon, ob Kelly tatsächlich an einer seltenen Krankheit litt oder ob psychische Probleme eine Rolle spielten, bleibt ihre Geschichte eine Mahnung für uns alle: Krankheiten sollten ernst genommen werden, doch auch mentale Gesundheit und das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit verdienen Verständnis und professionelle Hilfe. Für Leser und Zuschauer ist es zudem ein Hinweis, Inhalte im Internet kritisch zu hinterfragen und Mitgefühl mit Vorsicht, aber auch Menschlichkeit zu verbinden.